Ich bin schon auf einigen Bühnen gestanden. Darunter waren richtige Bühnen, also erhobene Konstruktionen, auf denen ich herausrage. Manchmal stehe ich im Wald und die Natur ist meine Bühne und Dekoration gleichermaßen. Einmal war es auch ein Bank, und meine Zuhörerin saß neben mir.
Auf die Bühne zu treten, beginnt aber schon vor dem Schritt auf die unterste Stufe, wie bei der Bühne oben auf dem Bild. Die Bühne beginnt, sobald ich den Umkleideraum verlasse, oder das Auto auf dem Weg zum Märchenspaziergang. Und endet umgekehrt erst, wenn die Tür hinter mir zu ist.
Ich liebe es, auf der Bühne zu stehen. Warum? Ich will es dir erzählen, hör gut zu:
Egal ob bei Schulreferaten, beim Lesen in der Kirche, als Ersatzchorleiterin beim Aufwärmen der Stimmen oder als Märchenerzählerin: mir hat es schon immer gefallen, die ungeteilte Aufmerksamkeit zu haben.
Ich kann es auch auskosten, also genießen. Wenn ich die Bühne betrete, versuche ich, alle ZuhörerInnen anzuschauen, das ganze Publikum zu erfassen. Das ist ein Moment, in dem ich auch die Stimmung und Spannung im Raum erfühle.
Genauso wichtig ist der Moment am Ende, wenn es Applaus gibt. Das ist fast etwas schwerer auszuhalten, nicht vorzeitig abzutreten.
Eigentlich beginnt jeder Auftritt mit dem Anlegen des Märchengewandes. Damit stimme ich mich ein, da beginnt die Vorfreude und Spannung sich auszugleichen.
Welches Gewand passt zum Auftritt? Ist es mein wunderbares weißes Kleid mit Unterrock und den roten Märchenhaaren? Oder Hose und bestickte Bluse? Oder das mittelalterliche Gewand? Vielleicht auch nur ein Schal, schnell ins Haar gebunden.
Mich zu verkleiden hilft mir, in die Rolle als Märchenerzählerin zu schlüpfen. Und es macht so viel Spaß! Hast du dich als Kind auch so gerne verkleidet? Ich darf das heute noch...
Freude ist einer meiner obersten Werte. Wenn du meine Webseite aufrufst, ist es eines der ersten Worte, die auffallen sollten.
Erfüllt mich die Emotion Freude, so hebt sie mein ganzes Energiesystem an, meine Energiefrequenz schwingt höher. Das ist absolut erstrebenswert. Das zu erleben, möchte ich gerne weitergeben. Das Märchenerzählen ist ein Weg dazu.
Auf der Bühne zu stehen und die Gemeinschaft durch das freie Erzählen zu erleben erfüllt mich mit Freude (meistens, es gab auch schon Ausnahmen - durch Ausnahmen erfahren wir die Wertigkeit der Freude).
Während des Erzählens beobachte ich die Reaktionen im Publikum (manchmal bin ich auch so tief in meinem Märchen, dass ich sogar trampelnde Journalisten nicht bemerke). Wenn das Publikum gespannt lauscht, oder während des Erzählens immer ruhiger wird, mich gespannt ansieht und am Ende lacht oder erleichtert ausatmet, das ist Freude pur zu erleben.
Meine Freude entsteht auch dadurch, dass sich all meine Vorbereitung lohnt. Wenn ich fühle, ich erzähle gut, bin in meinen Märchenbildern und bin in gutem Kontakt zum Publikum. Wenn es "klappt", so wie ich es mir vorgestellt habe, dann ensteht Stolz auf mich und Freude.
Geld ist nicht das höchste Gut, aber wichtig. Wie soll ich sonst all das Katzenfutter bezahlen? Ganz abgesehen von Dekoration, Märchenkerzen, Benzin oder Ticket um zum Auftritt zu gelangen und so fort...
Viele sehen nur das Endprodukt, die Erzählerin auf der Bühne. In meinem Blogartikel "Warum ich die Märchenrecherche liebe" habe ich erklärt, was unter anderem vorher alles passieren muss. Es steckt viel Arbeit in der Vorbereitung einer guten Erzählveranstaltung.
Ein gutes Honorar für mich als Künstlerin ist Anerkennung für meine gute Vorbereitung und auch dafür, die Spannung von Anfang bis Ende der Erzählveranstaltung aufrecht zu erhalten.
Rückmeldungen sind mir sehr wichtig. Leider ist unsere Kultur nicht sehr freigebig damit.
Aus Schule und Arbeit kennen wir oft nur die zurechtweisende Rückmeldung. Die mag ich nicht. Aber wohlwollende Kritik nehme ich sehr gerne an, wachse ich doch daran. Erzählweise, Dekoration oder auch etwas anderes darf es betreffen.
Ich meine hier natürlich herzerwärmende Rückmeldungen. "Das hat Spaß gemacht!" von hüpfenden Kindern, "Sie haben so schön erzählt", vom Senior im Altenheim, der meine Hand lange hält. Applaus und lächelnde Gesichter zum Abschluss.